MORBUS ADDISON?

Was ist

Überblick

Morbus Addison, auch bekannt als primäre Nebenniereninsuffizienz, ist eine seltene, aber ernsthafte Erkrankung, die auftritt, wenn die Nebennieren nicht ausreichend Hormone, insbesondere Kortisol und Aldosteron, produzieren. Diese Hormone spielen eine entscheidende Rolle in verschiedenen Körperfunktionen, einschließlich des Metabolismus, der Immunreaktion und des Blutdruckregulation. In den letzten Jahren hat die Aufmerksamkeit für diese Erkrankung zugenommen, besonders im Licht der steigenden Anzahl von Infektionen weltweit. Trotzdem bleibt Morbus Addison eine unterdiagnostizierte Bedingung, mit vielen Fällen, die erst erkannt werden, wenn eine akute, lebensbedrohende Krise – die Addison-Krise – eintritt (siehe unten).

Epidemiologie und Demografie

Morbus Addison ist mit einer Inzidenz von etwa 8-14 neuen Fällen pro 100.000 Personen pro Jahr und einer Prävalenz von etwa 4-12 Fällen pro 100.000 Personen relativ selten. Die Erkrankung kann Menschen jeden Alters betreffen, wird jedoch häufiger bei Frauen und in der mittleren Lebensphase diagnostiziert. In den letzten Jahren wurde ein Anstieg der Fälle beobachtet, was teilweise auf die erhöhte Anzahl von Infektionen zurückgeführt wird, die eine Nebenniereninsuffizienz auslösen oder verschlimmern können.

Symptomatik

Die Symptome von Morbus Addison entwickeln sich oft langsam und können aufgrund ihrer Unscheinbarkeit leicht übersehen werden. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Anhaltende Müdigkeit und Schwäche

  • Unbeabsichtigte Gewichtsabnahme

  • Niedriger Blutdruck, der Schwindel und Ohnmacht verursachen kann

  • Hyperpigmentierung der Haut, vor allem an Stellen mit Reibung

  • Verlangen nach salzigen Lebensmitteln

  • Niedrige Blutzuckerwerte

  • Magen-Darm-Beschwerden, einschließlich Übelkeit, Erbrechen und Durchfall

ADDISON KRISE

Die Addison-Krise, auch bekannt als akute Nebenniereninsuffizienz oder akuter adrenokortikaler Insuffizienz, ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der durch einen plötzlichen starken Abfall des Hormons Kortisol verursacht wird. Dieser Zustand kann bei Personen, die an Morbus Addison leiden, auftreten, aber auch bei solchen, die plötzlich die Einnahme von Kortikosteroid-Medikamenten abbrechen.

Wie sie beginnt

Die Addison-Krise kann durch körperlichen Stress ausgelöst werden, wie z.B. eine Verletzung, eine Infektion (z.B Covid) oder eine Krankheit. Andere mögliche Auslöser sind Operationen, plötzlicher Entzug von Kortikosteroiden oder eine Schwangerschaft.

Symptome

Die Symptome einer Addison-Krise umfassen:

  • Plötzlicher starker Schmerz im unteren Rücken, Bauch oder Beinen

  • Schweres Erbrechen und Durchfall, gefolgt von Dehydratation

  • Niedriger Blutdruck, der zu Ohnmacht oder Kollaps führen kann

  • Verlust des Bewusstseins oder Koma

  • Hyperkaliämie (erhöhter Kaliumspiegel im Blut), der zu Herzrhythmusstörungen führen kann

  • Hypoglykämie (niedriger Blutzuckerspiegel)

Was zu tun ist

Eine Addison-Krise ist ein medizinischer Notfall. Bei Anzeichen oder Symptomen einer Addison-Krise sollte sofort der Notarzt gerufen werden. Die Behandlung umfasst in der Regel intravenöse Injektionen von Salzlösung und Kortikosteroiden. Sofern der Betroffene eigene Injektionen mit sich führt, müssen diese sofort eingesetzt werden.

Mögliche Folgen

Ohne sofortige Behandlung kann eine Addison-Krise zum Tod führen. Selbst nach der Behandlung können Komplikationen wie Nierenversagen, Schock oder Koma auftreten. Es ist wichtig, die Anweisungen des Arztes genau zu befolgen und regelmäßige Nachuntersuchungen durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Nebennieren richtig funktionieren und um das Risiko einer weiteren Krise zu minimieren.

THERAPIEN

Die Behandlung von Morbus Addison fokussiert sich auf den Ersatz der Hormone, die die Nebennieren nicht in ausreichender Menge produzieren können. Hier ist ein Überblick über die wichtigsten Aspekte der Therapie:

Kortisolsubstitution
  • Haupttherapie: Die Kortisolsubstitution ist ein zentraler Bestandteil der Behandlung bei Morbus Addison. Hydrokortison wird in der Regel für diese Substitution verwendet.

  • Dosierung: Die Anfangsdosis von Hydrokortison kann je nach Schwere der Erkrankung variieren.

Mineralokortikoid-Substitution
  • Bei Defizienz notwendig: Bei einer Mineralokortikoid-Defizienz ist eine orale Substitution, z.B. mit Fludrokortison, empfohlen.

  • Dosisanpassung: Bei Symptomen wie Salzhunger, orthostatischer Hypotonie, Ödembildung oder abweichenden Blutelektrolytwerten kann eine Anpassung der Dosis erforderlich sein.

DHEA-Substitution
  • Für bestimmte Patientinnen: Eine zusätzliche orale Substitution von DHEA (Dehydroepiandrosteron-Sulfat) kann für einige Patientinnen hilfreich sein, insbesondere bei depressiven Verstimmungen oder ausgeprägter Müdigkeit.

Management in Stresssituationen
  • Anpassung der Glukokortikoid-Einnahme: In Stresssituationen, wie Krankheit, Operationen oder anderen Stressfaktoren, ist eine individuelle Anpassung der Glukokortikoid-Dosierung empfohlen, um eine Addison-Krise zu verhindern.

  • Priorität: Die Vermeidung einer Addison-Krise hat Vorrang vor den Nebenwirkungen einer kurzzeitigen Überdosierung.

NEBENNIEREN-SCHWÄCHE

Neben Morbus Addison besteht noch eine leichtere Form der Nebennierenschwäche. Die Nebennierenschwäche, oft auch als Nebennierenerschöpfung bezeichnet, ist ein Zustand, der in der konventionellen Medizin oft nicht anerkannt wird, besonders neben Diagnosen wie dem Morbus Addison. Häufig wird in Untersuchungen nur nach Morbus Addison getestet. Genaueres findet sich im Folder "Nebennierenschwäche".

QUELLEN

1. Quinkler M, Beuschlein F, Hahner S, Meyer G, Schöfl C, Stalla GK: "Adrenal cortical insufficiency—a life-threatening illness with multiple etiologies." Dtsch Arztebl Int 2013; 110(51–52): 882–8. DOI: 10.3238/arztebl.2013.0882. Diese Quelle bietet einen umfassenden Überblick über die Nebenniereninsuffizienz, ihre Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.

2. Broschüre “Morbus Addison für Patienten” von Das Netzwerk Hypophysen- und Nebenierenerkrankungen e.V. Diese Broschüre bietet Patienten und ihren Angehörigen wertvolle Informationen über Morbus Addison und wie man mit der Krankheit lebt.

3. Dr. Anja Christine Bauer: "Nebenniereninsuffizienz und Addison-Krise Fallberichte und Literaturreview 2022." Diese Quelle enthält Fallberichte und einen Überblick über die aktuelle Forschung zur Nebenniereninsuffizienz und Addison-Krise.

4. Katia Trost & Anne Schmuck: "Nebennierenschwäche: Chronische Erschöpfung Chronic fatigue oder Burnout? Zusammenhänge erkennen, verstehen und ganzheitlich behandeln – Das Standardwerk für eine hormonfreie Therapie", 2021. Dieses Buch bietet einen tiefen Einblick in die Nebennierenschwäche, ihre Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten, mit einem besonderen Fokus auf hormonfreie Therapien.

5. MSD Manuals Online: "Morbus Addison." Verfügbar unter: https://www.msdmanuals.com/de/profi/endokrine-und-metabolische-krankheiten/störungen-der-nebenniere/morbus-addison. Diese Online-Ressource bietet detaillierte Informationen über Morbus Addison, einschließlich Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.

Diese Quellen bieten einen umfangreichen Einblick in die Komplexität von Morbus Addison und Nebennierenschwäche.