Ketamintherapie bei ME/CFS & Co

meine persönliche Erfahrung und Erfolge

1/7/20252 min read

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich über meine Erfahrungen mit der Ketamintherapie berichten. Ketamin ist den meisten wahrscheinlich als Anästhetikum bekannt, aber es wird auch für andere medizinische Zwecke eingesetzt. Ursprünglich wurde es hauptsächlich in der Chirurgie verwendet, um Patient:innen in einen Zustand zu versetzen, in dem sie keine Schmerzen wahrnehmen, jedoch nicht vollständig bewusstlos sind. Mittlerweile findet Ketamin auch Anwendung in der Schmerztherapie und bei anderen chronischen Erkrankungen. In meinem Fall hat es dazu geführt, dass ich wieder auf dem Weg in ein einigermaßen normales Leben bin.

Wie wirkt Ketamin?

Ketamin wirkt in erster Linie, indem es die NMDA-Rezeptoren im Gehirn blockiert, einfach gesagt: Es unterbricht die Übererregung in den Nervenzellen, die bei chronischen Schmerzen und auch bei ME/CFS oft eine Rolle spielt. Es reduziert Entzündungen im Nervensystem und fördert die Bildung neuer Synapsen – das heißt, es hilft dem Gehirn, sich selbst zu reparieren. Das war ein wichtiger Punkt für mich, da bei ME/CFS oft auch neuroinflammatorische Prozesse eine Rolle spielen.

Auch in der Schmerztherapie wird Ketamin oft eingesetzt, wenn herkömmliche Schmerzmittel nicht mehr wirken – etwa bei chronischen oder neuropathischen Schmerzen. In meinem Fall kam es zum Einsatz, da selbst medizinisches THC keine ausreichende Wirkung mehr zeigte. Ich war eine von nur drei Patient:innen, die Ketamin gegen Schmerzen bzw. gegen Symptome von ME/CFS erhielten. Es war jedoch keine Studie, sondern eine individuell verordnete Therapie.

Wie habe ich die Therapie begonnen?

Aufgrund meines schlechten Allgemeinzustands und starker Schmerzen wurde ich stationär im AKH Wien aufgenommen. Dort erhielt ich für neun Wochen, zweimal wöchentlich, Ketamininfusionen. Ziel war es, meine Muskel- und neurologischen Schmerzen zu lindern. Die Therapie zeigte relativ schnell Wirkung: Die Schmerzen wurden spürbar besser, und ich hatte dadurch mehr Energie, sodass ich wieder langsam mit kleinen Gehstrecken beginnen konnte. Als Nebeneffekt hatte sich auch meine Konzentrationsfähigkeit verbessert und der Brain Fog, der mich jahrelang begleitet hat, ist etwas zurückgegangen.

Ich war anfangs ehrlich gesagt etwas skeptisch, als mir die Ketamintherapie vorgeschlagen wurde, da sie auf der Psychiatrie durchgeführt wird. Besonders bei ME/CFS, das oft als psychische Erkrankung abgetan wird, hatte ich Zweifel, ob meine Beschwerden ernst genommen werden würden. Doch ich war positiv überrascht: Die Ärzt:innen waren extrem gut geschult und hatten volles Verständnis für meinen Zustand.

Besonders Angst hatte ich, dass mein Zustand zu schlecht für das Krankenhaus sein könnte oder meine Symptome sich verschlechtern würden. Doch meine Sorgen waren unbegründet, da die Abteilung sowohl über ME/CFS, PEM und „Craches“ geschult war. Weiters wurden umfassende Untersuchungen durchgeführt – von der Pulmologie über die Neurologie bis hin zur Endokrinologie – und ich hatte das Gefühl, dass die Ärzte wussten, wie sie mit meiner Erkrankung umgehen mussten.

Nach meiner Entlassung begann ich die Therapie für 5 Monate ambulant weiterzuführen.

Besonders interessant: Künftig soll diese Behandlung im AKH unter der Leitung von Frau Dr. Bartova und Frau Dr. Weidenauer in Form einer Studie zugänglich gemacht werden, in der auch weiterführende Untersuchungen eingebunden sind.

Dahingehend darf ich die Kontaktdaten teilen:

Falls ihr Fragen habt oder ähnliche Erfahrungen gemacht habt, schreibt mir gerne.

Alles Liebe,

Tina

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