10 Fragen zur Ketamintherapie

Therapie, stationärer Aufenthalt & Co

1/7/20253 min read

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich über meine Erfahrungen mit der Ketamintherapie sprechen und gleichzeitig die häufigsten Fragen beantworten, die mir in Bezug auf diese Therapie gestellt wurden. Ich hoffe, dass meine Einblicke euch weiterhelfen.

Ist eine Ketamintherapie für Erkrankungen wie ME/CFS & Co geeignet?

In meinem Fall war die Ketamintherapie ein Wendepunkt. Da herkömmliche Schmerzmittel, sogar medizinisches THC, nicht mehr wirkten, wurde sie gezielt zur Behandlung meiner Muskel- und neurologischen Schmerzen eingesetzt. Besonders bei chronischen Schmerzen oder chronischen Erkrankungen wird Ketamin aufgrund seiner entzündungshemmenden und neuroreparativen Eigenschaften empfohlen. Weiters hatte ich das Gefühl, dass mein Körper nach langer Zeit endlich etwas zur Ruhe kam und sich langsam Verbesserungen einstellten. Wie weit sich Ketamin als eine Therapieform von ME/CFS und anderen Erkrankungen durchsetzen wird, muss erst anhand von Studien geklärt werden.

Wie wirkt Ketamin auf das Nervensystem?

Ketamin blockiert NMDA-Rezeptoren und unterbricht die Übererregung der Nervenzellen, was bei chronischen Schmerzen oft eine Rolle spielt. Es reduziert Entzündungen im Nervensystem und fördert die Bildung neuer Synapsen. Diese Wirkungsweise war für mich besonders interessant, da neuroinflammatorische Prozesse bei ME/CFS eine große Rolle spielen.

Welche Erfahrungen gibt es mit Ketamin bei ähnlichen Fällen?

Ich war eine von nur drei Patient:innen, die im AKH Wien Ketamin zur Behandlung von ME/CFS erhielten. Die Therapie wurde individuell auf meinen Zustand abgestimmt und nicht im Rahmen einer Studie durchgeführt. Das Team war gut geschult, und ich fühlte mich von Beginn an in guten Händen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass meine Erkrankung negiert wurde. Auch wurde immer darauf geachtet, dass meine Belastungsgrenze nicht überschritten wurde und Therapien wurden an meine Tagesverfassung angepasst.

Wie läuft die Therapie ab?

Ich erhielt Ketamin sowohl als Infusion, als auch als Nasenspray. Die Dosis wurde ganz langsam gesteigert, und ich wurde während der 1–2-stündigen Infusionen kontinuierlich überwacht. Sauerstoffsättigung und Puls wurden alle 15 Minuten gemessen, und bei den ersten Sitzungen war immer eine Pflegekraft anwesend, um auf mögliche Nebenwirkungen zu reagieren. Insbesondere, da ich zu diesem Zeitpunkt noch unter sehrt einschränkendem MCAS litt. Die Wirkung setzt in der Regel nach 5 bis 15 Minuten ein und hält 45 bis 60 Minuten an.

Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?

Halluzinationen und das Gefühl, "betrunken" zu sein, waren in meinem Fall die auffälligsten Nebenwirkungen. Halluzinationen hatte ich nur während der Infusionen und das Gefühl einer leichten Benommenheit hielt ca. 1–2 Tage an. Die Therapie begann mit einer sehr geringen Dosis, sodass sie bei Bedarf jederzeit hätte abgebrochen werden können. Bei meinen Allergien und Unverträglichkeiten verlief aber alles problemlos. Ich hatte immer wieder Phasen der Übelkeit, welche jedoch mit entsprechender Mediakation auszuhalten waren. Bei schweren Halluzinationen oder Unwohlsein während der Behandlung können auch entsprechende Medikamente zur Linderung verabreicht werden.

Wie lange dauert es, bis man eine Verbesserung merkt?

Ich merkte bereits nach wenigen Sitzungen eine Verbesserung. Die Schmerzen wurden deutlich erträglicher, und mein Brain Fog nahm ab. Zusätzlich konnte ich wieder kleine Gehstrecken zurücklegen und hatte mehr Energie für leichte Therapien. Nach einigen Wochen konnte ich zum ersten Mal im Speisesaal essen, ohne dass die Geräusche oder das Licht mich in einen „Crash“ beförderten.

Was kostet die Therapie, und wird sie von der Krankenkasse übernommen?

Die Kosten der Therapie wurden während des stationären Aufenthaltes übernommen. Die Kosten für eine ambulante Einheit liegen jedoch zwischen 200 und 400 Euro. Leider werden sie in Österreich von der Krankenkasse nur übernommen, wenn Ketamin zur Behandlung schwerer Depressionen eingesetzt wird. Bei Schmerztherapien müssen die Kosten der ambulanten Therapie privat getragen werden. Bitte beachtet hier, dass ich die Therapie nicht in Form einer Studie gemacht habe und sich die Kostentragung in diesem Fall natürlich ändert.

Wie wurde die Therapie initiiert?

Ich wurde aufgrund meines schlechten Allgemeinzustands stationär aufgenommen und erhielt über neun Wochen zweimal wöchentlich Infusionen. Später konnte ich die Therapie ambulant weiterführen. Neben der kontinuierlichen Überwachung während der Infusion wurden im Krankenhaus zahlreiche Untersuchungen durchgeführt, darunter Pulmologie, Neurologie und Endokrinologie. Das Team wusste genau, wie mit meiner Erkrankung und möglichen "Crashes" umzugehen war.

Wie war der Krankenhausaufenthalt?

Anfangs hatte ich große Bedenken, dass die Therapie im Krankenhaus durchgeführt wird. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mehrere längere Krankenhausaufenthalte hinter mir und oft die Erfahrung gemacht, dass die Stationen wenig bis keine Kenntnis über meine Erkrankung hatten. Meistens verschlechterte sich mein Zustand nach solchen Aufenthalten sogar. Umso positiver überrascht war ich, dass die Abteilung im AKH Wien sich bestens mit ME/CFS auskannte. Die Ärzt:innen und das Pflegepersonal stellten immer wieder Fragen zu meiner Erkrankung, wollten lernen und verstehen, was sie besser machen könnten. Sie waren mit dem Konzept der Belastungsintoleranz vertraut und sorgten dafür, dass ich keine „Crashs“ erleide oder vor lauter Euphorie über das Ziel hinausschieße.

Ist die Therapie auch für andere zugänglich?

Das AKH Wien plant, diese Behandlung unter der Leitung von Frau Dr. Bartova in Form einer Studie zugänglich zu machen. Diese Studie wird auch weiterführende Untersuchungen beinhalten. Für mehr Informationen könnt ihr Frau Dr. Bartova und Frau Dr. Weidenauer direkt kontaktieren: lucie.bartova@meduniwien.ac.at; ana.weidenauer@meduniwien.ac.at

Ich hoffe, meine Erfahrungen und Antworten geben euch einen besseren Einblick in die Ketamintherapie. Falls ihr selbst Fragen habt oder überlegt, eine solche Therapie zu beginnen, könnt ihr uns sehr gerne kontaktieren.

Bleibt stark und alles Liebe,

Tina

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